Vom pionierhaften Aids-Hospiz zum heutigen modernen Kompetenzzentrum für Palliative Care an der Eglistrasse: Die Geschichte des Zürcher Lighthouse ist ein Auf und Ab – wie das Leben eines Menschen.
35 Jahre Zürcher Lighthouse! Aus der Stiftung Bluemehuus für Aidsbetroffene 1988 (mit Hospiz-Eröffnung an der Carmenstrasse vier Jahre später) ist ein breitgefächertes Kompetenzzentrum für palliative Pflege und Medizin geworden. Ins Lighthouse kommen unheilbar kranke Menschen, um zu sterben, vor allem aber um ihre letzten Tage möglichst schmerzfrei und lebenswert zu verbringen.
Die Gründer um Heiko Sobel und Ruedi Lüthy setzten viel Herzblut und Pioniergeist ein, um den aus der Gesellschaft ausgestossenen Aidskranken ein menschenwürdiges Umfeld und liebevolle
Unterstützung auf dem letzten Lebensweg zu bieten. Als die Zahl der Aidsfälle dank wirksamer HIV-Medikamente abnahm, öffnete sich die Pflegeinstitution zunehmend für andere Erkrankungen. Das
Lighthouse wurde zum Ort, an dem Patientinnen und Patienten aller Diagnosen und unabhängig ihres sozialen Status und ihrer finanziellen Mittel zur Ruhe kommen können.
Hält man im Rahmen eines Jubiläums Rückschau, fällt gerne das Wort Erfolgsgeschichte. Tatsächlich enthält diese Chronik viele Erfolge, kleine und grosse. Aber nicht nur: Wie das Leben eines
Menschen ist auch die Geschichte des Zürcher Lighthouse ein Auf und Ab. Mehrfach gab es Differenzen auf Führungsebene, die teilweise sogar via Medien ausgetragen wurden. Wiederholt fanden
Konzeptanpassungen statt. Manchmal war die Auslastung sehr hoch, dann wieder tief. Und zweimal wurde dem Stadtzürcher Hospiz die staatliche Unterstützung entzogen – trotz Popularität der
Palliativmedizin.
Dass sich das Lighthouse dennoch am Leben halten konnte, ist dem Wohlwollen der Öffentlichkeit zu verdanken: treuen Spendern und Gönnern, unverhofften Legaten, tollen Benefizkonzerten und
nicht zuletzt dem traditionellen Bärenverkauf in der Vorweihnachtszeit. Die Teddybären, welche jährlich mit neuem Aussehen produziert werden, sind das Markenzeichen des Lighthouse. Sie stehen für
Solidarität und Anteilnahme.
Träger der Institution ist die unabhängige, gemeinnützige Stiftung Zürcher Lighthouse (bis 1998 Stiftung Bluemehuus). Der Stiftungsrat ist verantwortlich für Fundraising, Spendenwesen,
Marketing und Events. Er setzt sich aus fünf langjährigen Mitgliedern zusammen: Hans-Peter Portmann (Präsident), Arthur von Felten (Vize), Bea Blum, Sophie Albers und Bruno Inauen.
Erstaunlich: Portmann und von Felten sind schon seit 1998 dabei, Blum seit 1999. Seit zehn Jahren gibt es ausserdem die «ZLH Kompetenzzentrum für palliative Pflege und Medizin Lighthouse Zürich
AG», eine ebenfalls gemeinnützige Aktiengesellschaft für das operative Geschäft, welche der Stiftung unterstellt ist. Ihr gehören heute Urs R. Meier (Präsident), Isabelle Merk Guggenbühl, Martin
Müller und Hans Georg Schmid an.
Mit dem Umzug im Februar 2023 von der engen Villa an der Carmenstrasse in den geräumigen Neubau an der Eglistrasse sind die Weichen für die Zukunft gestellt. Die Angebotserweiterung (u.a. in Form
eines Tageszentrums) ist zurzeit in vollem Gange. Als modernes Palliative-Care-Kompetenzzentrum dient das Zürcher Lighthouse als Vorbild für andere Schweizer Hospize, die in den vergangenen
Jahren entstanden sind oder noch zum Leben erweckt werden.
Man ist sich einig, dass Palliative Care, also die Betreuung unheilbar kranker Menschen, eine gute Sache ist. Nun hoffen Lighthouse und Co auf eine politische Regelung für den Sonderfall des
Hospizes, das irgendwo zwischen Spital und Pflegeheim angesiedelt ist, und damit auf eine gesicherte finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand. Sie wäre überfällig.
Das Jubiläumsbuch (ISBN: 978-3-033-10104-3) kann im Online-Shop auf der Website des Zürcher Lighthouse erworben werden.