Die hundertjährige Geschichte der Eduard Steiner AG aus Rikon ZH handelt von einem fokussierten Gründer, einer treuen Besitzerfamilie und mehreren fleissigen und innovativen Geschäftsführern. Die Firma Steiner baut im wahrsten Sinn des Worts auf hohem Niveau. Das Jubiläumsbuch durften wir in zwei verschiedenen Sprachversionen (Deutsch und Italienisch) erstellen.
Die Chronik der Eduard Steiner AG bietet viele Geschichten. Der Firmengründer trug ab 1923 seinen Teil zur Elektrifizierung bei, die 1928 in keinem Land der Welt so weit fortgeschritten war wie in der Schweiz. Von seinem Beruf erzählte Eduard Steiner nur selten, doch erinnert sich sein noch lebender Enkel mit Stolz daran, wie er 1948 zu einer exklusiven Befahrung des Flughafens Kloten vor der Eröffnung mitdurfte. «Grossvater kontrollierte, ob die ganzen elektrischen Leitungen, die seine Leute verlegt hatten, richtig funktionieren.»
Eduard Steiner machte die fehlende Nachfolgelösung in der Familie zu schaffen. Schweren Herzens verkaufte er 1954 seine Winterthurer Firma an die SACAC in Bodio. Es war eine gute Wahl. Die SACAC, deren Geschichte eng mit jener der Familie Blum verknüpft ist, blieb Besitzerin der Eduard Steiner AG. Mit kurzem Unterbruch bis heute.
Zunächst war im Freileitungsbau noch schwerste Handarbeit gefragt: Die Masteisen wurden teilweise mittels Seilwinden auf Anhöhen gekurbelt. Ab den 1960er-Jahren erwies sich der Helikopter
vermehrt als nützlicher Helfer.
Zu viel Medienecho kam die Eduard Steiner AG 1966, als sie beim Freileitungsbau im Appenzellerland zu Demonstrationszwecken von der russischen Mil-Mi-6, dem damals grössten Hubschrauber der Welt,
unterstützt wurde. «Schirme flogen davon, Buben fielen vom Zaun und Hühner fingen gackernd an zu rennen, als der Heli landete», erinnert sich der damalige Geschäftsführer Edwin Stutz.
Nach erfolglosen Abstechern in die Produktion von Ventilatoren und Reinigungsmaschinen galt die Konzentration bald wieder dem Kerngeschäft. Mehr und mehr wurde die Eduard Steiner AG ihrem
heutigen Slogan «Bauen auf hohem Niveau» gerecht und entwickelte sich zu einer bekannten Grösse im Freileitungsbau. Sie ist genauso an bedeutenden Neubauprojekten beteiligt wie an Wiederaufbauten
von Masten nach Lawinenniedergängen oder Sprengstoffanschlägen. Auch hiervon berichtet dieses Buch.
Die Stabübergabe von Edwin Stutz an Georges Graf erfolgte 1988 im Rahmen eines regelrechten Wirtschaftskrimis mit mehrmaligen Besitzerwechseln, viel Emotionen und überraschenden Wendungen. Drei Jahre später verlegte die Firma ihren Sitz von Winterthur nach Rikon.
Nicht nur dramatisch, sondern tragisch verliefen leider manche Arbeitsunfälle in den vergangenen hundert Jahren, welche sich in diesem gefährlichen Beruf auch heute, trotz massiv erhöhter Sicherheitsvorschriften, nicht gänzlich vermeiden lassen. Auch hiervon berichtet das Jubiläumsbuch.
Mit einem waghalsigen Projekt gemeinsam mit der Schwesterfirma Lebag führte sich Michael Eichenberger 2015 als Steiner-CEO ein. «Die ungewohnte Team-Zusammensetzung und das unwegsame Gelände in
der Westschweiz – einen Mast mussten wir mitten in einer Felswand bauen – waren sehr schwierige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Leitungsbau, doch haben wir damit eine Referenz
geschaffen.»
Unter Michael Eichenberger hat eine erneute Diversifikation stattgefunden. Heute unterscheidet Steiner zwischen den Geschäftsbereichen Energietechnik (Freileitungsbau/Netzbau), Korrosionsschutz
und Bahntechnik (Fahrleitungsbau/Bahnsicherung). Ein Teil der Mitarbeiter ist tagsüber, ein anderer mehrheitlich nachts tätig.
Seit Jahrzehnten ein wichtiger Einsatzort ist das Tessin. Zunächst hatte die Firma Steiner dort eine Betriebsstätte, ehe sie 1996 die in Sementina ansässige Lineltel kaufte und zur Tochterfirma machte. 2023 folgte die Fusion von Mutter und Tochter. Für die Verwaltungsräte Sven Müller und Giovanni Leonardi ein wichtiger Schritt, der sie in ihrer Aussage bestärkt: «Steiner ist gerüstet für die Zukunft!»